Das dicke Glück zu Weihnachten

100.000 Jahre wird gesagt, muss ein Spanier leben, um sicherzugehen, dass er einmal den Hauptgewinn der spanischen Weihnachtslotterie mit nach Hause nehmen kann. Gut stehen die Chancen für die insgesamt 4 Millionen Euro also nicht gerade. Trotzdem liegt die Wahrscheinlichkeit mit einem Anteil eines Los etwas zu gewinnen bei 5,3 %. Vergleicht man diese Chance mit der in Deutschland im Lotto zu gewinnen (die Gewinnchance liegt hier bei 0,00000072 %), dann stehen die Aussichten ausgesprochen gut. Und genau deshalb sitzen die Spanier jedes Jahr am 22. Dezember gebannt vor Fernseher und Radio und verfolgen die festliche Losziehung.

Die Magie der spanischen Weihnachtslotterie

64 Euro gehören jährlich dem Dicken

Ca. 64 Euro (Stand 2021) lässt sich jeder Spanier jährlich die Hoffnung auf das dicke Los kosten. Seit den Sommermonaten hängen einzelne Loszahlen der über 100.000 Nummern in sämtlichen Läden; von Bäckereien über Kleidungsgeschäfte bis hin zu Bars und Friseuren. Sie besorgen sich einen der Scheine und verkaufen die einzelnen Zehntel dann mit ein wenig Gewinn an ihre Kunden weiter. So sichern sich schon in den heißesten Tagen des Jahres die ersten einen oder mehrere Décimos (Zehntel). Schließlich kann man sich nicht täglich den Kaffee in der Lieblingsbar bestellen, ohne einen Anteil der Losnummer hinterm Tresen zu kaufen. Man stelle sich mal vor, die Nummer ist der Hauptgewinn. 

Bekannt ist sowohl die Lotterie, als auch der Hauptgewinn nur unter dem Namen El Gordo, dem Dicken. Schließlich gibt es keine Ausschüttung weltweit, die so üppig ausfällt. Doch eigentlich ist der Dicke für den Hauptgewinner meist gar nicht so dick. Schließlich kaufen die Spanier für gewöhnlich nur ein Zehntel von einer oder mehreren der 100.000 Nummern. Oft werden die dann noch solidarisch mit der ganzen Familie oder einem Freundeskreis geteilt. Wer die Taschen ein bisschen voller hat, kauft meist mehrere Zehntel der gleichen Nummer und verteilt sie unter den Lieben. Sollte man gewinnen, gönnt man es natürlich auch den Herzensmenschen.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit den Dicken zu ziehen nicht riesig ist, hat man immerhin die Chance einen der 1794 kleineren Gewinne abzusahnen. Auf bis zu 1000 Euro darf man bei ihnen hoffen. Zudem gibt es noch weitere Extrapreise zwischen 200 und 40.000 Euro. Insgesamt werden 2023 2.6 Milliarden Euro an die teilnehmenden Spieler ausgezahlt.

Kaufen kann man die Anteile natürlich nicht nur im Geschäft seines Vertrauens, sondern auch bei staatlichen Stellen oder online. Die letzte Option gibt sogar die Möglichkeit nach ganz konkreten Zahlen Ausschau zu halten – nach dem eigenen Geburtsdatum zum Beispiel oder dem Hochzeitstag des besten Freundes.

Am 22. Dezember ist es dann endlich soweit und die Ausschüttung beginnt. Seit dem Anfang der Weihnachtslotterie 1812 werden hierfür extra Kinder aus der Schule Colegio San Ildefonso, der ältesten Bildungseinrichtung Madrids, engagiert. Die Jungen und Mädchen älter als 8 Jahre üben Monate lang, um an diesem einen Tag in festlicher Kleidung vor den Augen ganz Spaniens die ausgeschütteten Zahlen in ein Mikrofon zu singen. Klingen tut das ungefähr so:

Der größte Wunsch der 32 Kinder, die jedes Jahr von der Schule neu ausgewählt werden, ist es natürlich einmal das Glück zu haben, den Hauptgewinn vorsingen zu dürfen. Dem ein oder anderen Kind ist dabei vor Freude schon mal die Stimme versagt. 

Die Schule Colegio San Ildefonso war ursprünglich ein Waisenhaus für Jungen, weshalb zu Beginn der Weihnachtslotterie ausschließlich Jungen die Nummern vorsangen. Erst seit 1980 ist die Schule gemischt und fungiert teils als normale öffentliche Bildungseinrichtung, teils als Internat. Warum die Kinder überhaupt an der Weihnachtslotterie teilnehmen, ist nicht ganz klar. Allerdings weiß man, dass die Tradition bis auf das Jahr 1771 zurück geht, als die Kleinen aus dieser Schule zum ersten Mal bei einer Lotterie die Nummern vorsangen. Angeblich um Gelder für das Waisenhaus zu bekommen.

Seitdem sind die Kinder von San Ildefonso essentieller Bestandteil der spanischen Weihnachtslotterie und üben hart, um die perfekte Geschwindigkeit und den besonderen Singsang der Nummern wiedergeben zu können.

So funktioniert die spanische Weihnachtslotterie

Bei der Weihnachtslotterie gibt es zwei Trommeln. Die eine Trommel enthält insgesamt 100.000 Kugeln, jede einzelne mit einer fünfstelligen Zahlenkombination. Die andere Trommel beinhaltet die 1807 Gewinne. Während der Losung werden aus jeder Trommel gleichzeitig eine Kugel gezogen, wodurch eine konkrete Zahl einem Gewinn zugeordnet wird. Daher kann der Hauptpreis in jedem Moment der 1807 Wiederholungen gezogen werden und macht so die Lotterie besonders spannend.

Kaufen kann man vorab drei unterschiedliche Losarten:

  • Die kleinste Einheit, die erworben werden kann, ist das Zehntel-Los für 20 Euro.
  • Die nächstgrößere Einheit ist die Serie, die aus 10 Zehnteln besteht. Es gibt insgesamt 185 Scheine für jede der 100.000 Nummern. Ein Schein kostet 200 Euro.
  • Und die größte Einheit ist die ganze Nummer. Sie besteht aus 185 Scheinen und kostet 37.000 Euro.

Es werden also bei der Lotterie insgesamt 185 Millionen Zehntel verkauft, mit denen man Gewinne von insgesamt 2.6 Milliarden Euro absahnen kann. Noch dabei? Hört sich jedenfalls nach dicken Preisen an. Mit einem Zehntel kann man also mit extrem viel Glück bei der Hauptprämie 400.000 Euro mit nach Hause nehmen. Nicht ganz die versprochenen 4 Millionen, aber immerhin. Vielleicht hat man ja zufällig mehrere Zehntel in diese Nummer investiert oder aber man gewinnt den 2. Preis für 125.000 Euro pro Zehntel, den 3. Preis für 50.000 Euro pro Zehntel oder den 4. für 20.000 Euro pro Zehntel.

Was die Weihnachtslotterie nun wirklich mit einem Dicken zutun hat

Nun zurück zum Namen El Gordo. Entstanden ist die Bezeichnung eigentlich nicht aus den fetten Preisen, sondern aus dem ursprünglichen Maskottchen der Lotterie. Es wurde Ende des 18. Jahrhunderts erfunden, um die Bekanntheit der nationalen Lotterie zu vergrößern und die Menschen zum Kauf eines Los zu animieren. Ein kleiner Zwerg mit einem, zugegeben, beleibten Körper bestehend aus Lotteriekugeln, schaffte es die Spanier vom Glücksspiel zu begeistern. Seitdem ist die Begeisterung für ihn und all das, was er repräsetiert, ungebrochen.

"Die Lotterie, die uns verbindet"

Fast ebenso wichtig wie die Weihnachtslotterie selbst, ist der alljährliche Werbespot für die Ziehung am 22. Dezember. Ab Mitte November wird das neue Filmchen auf sämtlichen Fernsehkanälen ausgestrahlt und sogar in den Nachrichten feierlich verkündet. Er läutet die Weihnachtszeit ein und schafft es jedes Jahr wieder den Spaniern die Tränen in die Augen zu treiben. Die Werbespots der Weihnachtslotterie sind immer emotional, nah am Alltag der Spanier und sie stellen Familie und Freunde in den Vordergrund. Sie erzählen kleine Geschichten aus dem Leben, von Hoffnung und dieser Magie der Vorweihnachtszeit. Dabei ist ein Thema immer zentral – dass, was die spanische Weihnachtslotterie so besonders macht – das Teilen und die Verbindung mit den Menschen um einen herum.

El Gordo in Deutschland

Mittlerweile schwappt die Begeisterung für El Gordo auch auf andere Länder über. Mithilfe von Online-Glücksspielanbietern kannst du dein Los auch von Deutschland aus kaufen. Typisch spanisch ist es, wenn man eins oder mehrere Lose mit der Familie und Freunden teilt und sich dann gemeinsam freut.

Die Ziehung wird am 22. Dezember auf dem spanischen Sender RTVE übertragen. Vier Stunden, von 9 bis 13 Uhr, dauert es ungefähr bis alle 1807 Gewinne gezogen und gesungen wurden. Na dann, viel Glück!

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